Die Gezeiten

Die Gezeiten

 


Bernd Bielen


Nationalpark.Coach


Staatlich geprüfter Wattführer im UNESCO Weltnaturerbe

Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. 


Wattgebiete: Eckwarderhörne und Tossens - Deutsche Bucht.


Die Deutsche Bucht

Die Deutsche Bucht ist eine Bucht der Nordsee vor der dänisch-deutsch-niederländischen Küste. Sie erstreckt sich über eine Fläche von rund 77.000 km², davon 3.000 km² Wattenmeer.

Die Nordsee ist als ein direkter Ausläufer des Atlantischen Ozeans größtenteils an dessen Gezeiten gebunden. Die Nordsee ist ein 570.000 km² großes, Schelfmeer am Rand des Atlantischen Ozeans und hat eine durchschnittliche Tiefe von 94 Metern.


Aus ozeanografischer Sicht ist ein Schelf eine gering seewärts geneigte Plattform, die bis zu 200 Meter unter dem Meeresspiegel liegt. Dies ist im Vergleich zur mittleren Tiefe der Ozeane sehr gering, deshalb werden Schelfmeere umgangssprachlich auch als Flachsee oder Flachmeer bezeichnet.


Die Flutwellen in der Deutschen Bucht werden nicht in der flachen Nordsee erzeugt, sondern stammen aus dem Atlantik und schwingen in die Nordsee. Eine um Schottland herum vor der englischen Küste nach Süden verlaufende Flutwelle Ärmelkanal spielt für die Deutsche Bucht keine Rolle.

DIE GEZEITEN


Die Anziehungskraft von Mond und Erde sowie die Fliehkraft der Erde bewegen das Meerwasser. In einem Karussell wird die Fliehkraft deutlich, indem die Fahrgäste durch die Drehung nach außen gedrückt werden. Auf der mondnahen Seite der Erde ist die Anziehungskraft des Mondes stärker als die Fliehkraft der Erde. Dadurch wird hier das Meerwasser zum Mond hingezogen, es entsteht Flut.


Auf der vom Mond abgekehrten Seite der Erde ist aber die Fliehkraft der Erde größer als die Anziehungskraft des Mondes. Deshalb entsteht auch hier ein zweiter Wasserberg - die Flut. Aus den dazwischen liegenden Gebieten fließt das Wasser fort. Dort herrscht Ebbe.


Ebbe und Flut geschehen zweimal am Tag und dauern jeweils 12 Stunden und 25 Minuten, mithin 24 Stunden und 50 Minuten. Das bedeutet, dass sich die Gezeiten täglich um 50 Minuten verschieben. Das liegt daran, dass sich der Mond um die Erde dreht und die Erde den Mond 24 Stunden und 50 Minuten eingeholt hat.


Ebbe und Flut gibt es in allen Meeren. Es gibt weltweit ca. 350 größere Küstenbereiche, bei denen der Meeresboden regelmäßig trockenfällt und große Flächen aus Sand und Schlick frei legt. In einigen sind sie stärker ausgeprägt, in anderen schwächer. Das weltweite größte zusammenhängende Wattgebiet ist unser Wattenmeer, das auf einer Länge von über 500 Kilometern von Den Helder in den Niederlanden entlang der gesamten deutschen Nordseeküste bis ins dänischen Esbjerg reicht.


TIEDENHUB


Unterschied zwischen dem niedrigsten und dem höchsten Wasserstand. Der Tidenhub beträgt in Eckwarderhörne drei bis vier Meter. Das Baden an den Badestränden ist in der Regel ca. zwei Stunden vor und nach dem Hochwasser möglich. Der ideale Zeitpunkt für den Start einer Wattwanderung ist zwei Stunden vor bis zwei Stunden nach Niedrigwasser (späteste Rückkehr).

Hochwasser und Niedrigwasser verlaufen nach der Zwölftel Regel.


Beispiel: Tidenstieg/Tidenfall von 3.60 m innerhalb von 6 Stunden

1. Stunde 1/12 + 0,3 m /- 0,3 m

2. Stunde 2/12 + weitere 0,6 m / - weitere 0,6 m

3. Stunde 3/12 + weitere 0,9 m / - weitere 0,9 m

4. Stunde 3/12 + weitere 0,9 m / - weitere 0,9 m

5. Stunde 2/12 + weitere 0,6 m / - weitere 0,6 m

6. Stunde 1/12 + weitere 0,3 m / - weitere 0,3 m


Springtide


Die Anziehungskräfte addieren sich, wenn Sonne, Mond und Erde in einer Linie stehen. Wenn dies geschieht, kommt es zu besonders hohen Fluten, der sogenannten Springflut (Springtide).


Nipptide


Die Flut fällt dagegen geringer aus, wenn Sonne, Mond und Erde in einem rechten Winkel zueinanderstehen. Bedingt durch diese Stellung wirken die Anziehungskräfte von Sonne und Mond in unterschiedliche Richtungen. Es entsteht die Nippflut (Nipptide).

Mittlere Tidenhub / Mittleres Hochwasser


Durchschnittlicher Unterschied zwischen Hoch- und Niedrigwasser.

Dieser liegt auf Borkum bei 2,19 Meter, auf Norderney bei 2,36 Meter, in Papenburg bei 1,99 Meter, in Emden bei 3,00 Meter, in Hamburg bei 2,52 Meter, in Cuxhaven bei 2,88 Meter, in Bremerhaven bei 3,50 Meter und in Wilhelmshaven bei 3,68 Meter.

Eine Sturmflut beginnt demnach bei einem Stand von 1.50 m über MHW, eine schwere Sturmflut klettert über den Pegelstand von 2,5 Meter über MHW und ab 3,5 MH ist eine sehr schwere Sturmflut erreicht.


Der weltweit größte Tidenhub tritt mit 13 m bei Normalhochwasser und bis zu 21 m bei Springtide in der Bay of Fundy an der nordamerikanischen Atlantikküste auf. Die Meeresbucht Bay of Fundy liegt zwischen den kanadischen Provinzen Nova Scotia und New Brunswick am Golf von Maine mit einer Länge von 220 km und einer Breite von 60 Kilometern.


Die Ostsee ist nur durch eine schmale Meerenge mit der Nordsee verbunden. Der Durchfluss durch diese Meerenge ist zu gering, um die Gezeitenströmung von der Nordsee auf die Ostsee zu übertragen. Da die Ostsee beinahe ringsum von Land umschlossen ist, macht sich der Unterschied zwischen Ebbe und Flut hier für gewöhnlich kaum bemerkbar. Der Wasserspiegel steigt und fällt nur etwa um 30 Zentimeter.



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